Wir Menschen starren gern auf Flackerndes. Schon immer. Heutzutage wahlweise auf Computerbildschirme, Smartphones oder die gute alte Glotze.

Irgendwann damals war es das Lagerfeuer, das uns wärmte und Schutz vor wilden Tieren bot. Das moderne Lagerfeuer brennt also konsequenterweise auf einem riesigen Flachbildschirm, rauchlos, dafür mit Knister-Tonspur – bei einem Nachbarn, zu besonderen Anlässen. Holzhacken vorher fällt vermutlich weg, schade eigentlich, denn TV anknipsen bildet kein Testosteron, das Wohlfühlhormon des Mannes, Holz hacken hingegen schon.

Für das Testosteronbilden kann das Sportstudio herhalten, oder ein stressiger Job. Naturidentisch ist das mit dem Feuer auf dem Bildschirm nur, wenn man zumindest ab Einbruch der Dunkelheit eine Blaulicht-Schutzbrille trägt. Die hat gelbe Gläser. Die meisten Blauanteile werden dann aus dem Licht gefiltert. Dein zirkadianer Rhythmus wird nicht wirr, Schlaf- und Hormonstörungen bleiben aus, prima.… Das Prinzip gilt natürlich auch für die Arbeit am Bildschirm oder Smartphone.

Ein echtes Feuer hat in seinem Lichtspektrum hauptsächlich warme Gelb-, Orange- und Rottöne. Die bereiten Deinen Körper langsam aber sicher auf den Schlaf vor. Das den Schlaf-Wach-Rhythmus steuernde Hormon Melatonin wird nur ausreichend gebildet, wenn es dunkel wird, und schließlich richtig dunkel ist! Falls Du noch keine perfekt abdunkelnden Vorhänge in deinen Schlafzimmer hast, wäre es eine gute Idee, welche zu besorgen, denn die Melatoninproduktion wird über den Lichteinfall auf die Netzhaut des Auges gesteuert. Melatonin wirkt überdies antioxidativ und spielt eine wichtige Rolle im Immunsystem. Wir wollen also ausreichend davon bilden.

Die Blaulichtanteile künstlichen Lichts, das auch Bildschirme abstrahlen, signalisieren unserem Körper: Guten Morgen! Sonnenaufgang! Kurz: Sie drehen an unserer inneren Uhr. Wer also bis in die Puppen ungefiltert das elektronische Medium seiner Wahl nutzt oder gemütlich unter Neonröhren sitzt, bis er ins Bett geht, muss sich nicht wundern, wenn er sich anschließend erstmal 3 Stunden im Bett wälzt, bis der wohlverdiente Schlaf kommt. Blaulichtfilterbrillen sehen nicht sehr cool aus, aber schaffen Abhilfe.

Das künstliche Abendlicht soll nicht mehr unbedingt von oben kommen; Tisch- oder Stehlampen mit gedimmten oder schummrigen 20 Watt Gelblichtglühbirnen, rote LEDs usw. sind die besten Freunde des Melatonin.

Umgekehrt gehts übrigens auch: Gleich früh, nach Sonnenaufgang, kannst Du Dir im Winter (wenn die Sonne mal wieder nicht zu sehen ist oder Du nicht lange genug draußen sein kannst) für eine halbe Stunde eine 10.000 LUX Lampe an machen, in die man nie direkt reingucken soll, so hell ist sie. Seitlich angestrahlt werden reicht aus. 10.000 LUX indirekt wirken bei mir wie ein dreifacher Espresso. Da kommt das Wort hellwach her.

Lichtwecker mit Sonnenaufgangsfunktion sind eine prima Idee, aber zuviel Strom am Bett. (Wenn Du da irgendwie eine akku-betriebene Öko-Version findest, sag mir unbedingt Bescheid!) Die beste Alternative zum Wecker ist übrigens Ausschlafen, zumindest bis es draußen hell wird. Ein erwiesener Langlebigkeitsfaktor.

Zum ausprobieren: f.lux ist ein kostenloses Programm, dass Dein Laptop/Handy dimmt, entsprechend Deiner lokalen Zeit. Es gibt auch Folien, die man sich aufs Smartphone Display drauf klebt, die das blaue Licht rausfiltern.

Lagerfeuer-TV oder why I wear my sunglasses at night
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